Wellritzstraße

Wellritzstraße

Thomas Krispin

Meine Urgroßeltern Christian Wilhelm Lettermann und Henriette geborene Kerpen lebten von 1896 an in der Wellritzstraße 26 im Haus der Bäckerei Bruch.

Das Mittagessen für Christian Wilhelm Lettermann wurde ihm immer von der Wellritzstraße nach Dotzheim in die Eisenwarenfabrik gebracht.

Die Wohnung in der Wellritzstraße war sehr klein unter der Dachschräge. Küche (Schrank, Tisch, Kohleherd inklusive „Schiff“ zum Wasser erwärmen, dann war die Küche voll), Schlafzimmer, kleines Zimmer (ca. 10 m², hier lebte früher meine Ururgroßmutter, später meine Urgroßmutter) und Wohnzimmer. Je mehr Kinder geboren wurden (insgesamt 5), um so enger wurde es. Zunächst wurde ein Verschlag gebaut für 2 Kinder. Danach die Toilette der Nachbarn umgebaut und weitere 2 Kinder untergebracht. Erst als der Zweitälteste Heinrich Lettermann in den 1.Weltkrieg zur Marine eingezogen wurde, gab es etwas mehr Platz. In dieser Wohnung hatte meine Urgroßmutter noch ihre Näherei, wo sie zusammen mit einem Mädchen nähte. „Gebadet“ wurde mit dem warmen Wasser aus dem Kohleherd. Ein Familienmitglied nach dem anderen stieg in die Wanne – mit demselben Wasser.

Zunächst gab es nur Gaslicht, keinen Strom. In den Keller musste man eine Petroleumlampe mitnehmen. Auch das elektrische Licht gab es nur in den Wohnungen, nicht im Keller.
Der Bäckerladen war zur Straße raus, hinten war die Backstube. Die Bäckersleute hatten eine Tochter im Alter von meiner Oma. Beide trugen (zusammen?) die Brötchen aus – ohne Bezahlung. Dafür durfte meine Oma an Brötchen mitnehmen, was nicht verkauft wurde.

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