„Hinterhof Westend“ ist ein Stadterkundungsprojekt der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das Projekt nimmt die Hinterhöfe des Wiesbadener Westends in den Blick und fragt nach der Geschichte, Bedeutung und Funktion von innerstädtischem Lebensraum in einem vielfältigen Stadtteil.
Geprägt durch die Architektur der Jahrhundertwende sind die verschachtelten Hinterhöfe und -häuser markante Merkmale des Westends. Zugleich sind sie ein Symbol für die Dichte, die Vielfalt und das Nebeneinander von
Lebenswelten im kleinsten Stadtteil Wiesbadens. Die Hinterhöfe stehen für die leicht übersehbaren Zwischenräume, in denen der Alltag stattfindet, für die privaten, abseitigen oder auch problematischen Facetten des Stadtteils. Mit dem Hinterhof wird der ungeschönte Alltagsort angesprochen, an dem die Diversität des Westends zum Ausdruck kommt.
Das Wiesbadener Westend und seine Hinterhöfe stecken voller Geschichte und Geschichten. Sie erzählen von vergangenen und gegenwärtigen Arbeitskulturen, von Lebensräumen von Kindern im Stadtdschungel, von Geflüchteten, die im Westend eine neue Heimat fanden oder weiterzogen, von Kulturnischen, in denen Wohnprojekte, Ateliers und Beratungsstellen eingezogen sind. Im Sommer 2020 unternahm ein Team von Master-Studenten*innen des Faches Kulturanthropologie/Volkskunde eine Stadtteilerkundung im Westend, um diese Hinterhofgeschichten zu sammeln und aufzuschreiben. Die Ergebnisse werden auf dieser Projektseite veröffentlicht. Die Beiträge umfassen Texte, Hörspiele und Podcasts. Sie erzählen von Orten, Menschen und Institutionen im Stadtteil, die das Viertel prägen und die ein wenig verborgen in den Fluchten der Hinterhöfe liegen. Mit der Sammlung von Hinterhofgeschichten will das Projekt dem Eigenleben und den Herausforderungen des Stadtteils in Geschichte und Gegenwart nachspüren. Die einzelnen Beiträge fügen sich zu einem digitalen Parcours durch das Westend zusammen, der sich über die Karte oder das Menü navigieren lässt. Der Parcours lädt dazu ein, eigene Streifzüge durch das Westend zu unternehmen und die Erzählungen vor Ort zu erleben. Das Projekt fand unter den Bedingungen der Corona-Pandemie statt und suchte zugleich einen Umgang mit ihr. Die Pandemie hat die sozialen Fliehkräfte in der Gesellschaft verschärft und die Notwendigkeit kultureller Räume vor Augen geführt, in denen konkrete Begegnungen stattfinden können. Vor diesem Hintergrund versteht sich das Projekt auch als ein Beitrag zur Stadt(teil)kultur, der in seiner Umsetzung auf eine Belebung des öffentlichen Raums abzielt. Mit unserem Parcours wollen wir die Hinterhöfe des Westends als Erinnerungsorte, Begegnungsorte und Möglichkeitsräume in Szene setzen.
Jaleo im Westend